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	  Der "Centre de
      Recherche BUDO":                                      
                                            der Grund und der Weg der Entstehung ...   
			    
      
      Ein Artikel von Ludovic
      Mauchien, erschienen in der März-Ausgabe 2000 der Zeitschrift
      Karate-Bushido.  
        
      Der CRB des Roland
      Habersetzer 
      
      Enttäuscht von der
      sportlichen Entwicklung, die das Karate nahm, gründete Roland Habersetzer
      1974 den CRB, das Budo-Forschungszentrum. Seine Bestimmung ist es, die
      Kampfkünste als Lebenskunst zu lehren. Dieser Verband, der von einem der
      "Dinosaurier" des Karate geleitet wird, zählt 22 Vereine aus 6
      Ländern. Der CRB ist ein freundschaftlicher Verband, nach dem Gesetz von
      1901 gestaltet, um allen Budoka, die sich um die geistige Zukunft des Budo,
      das durch die sportliche Entwicklung bedroht ist, sorgen, eine
      Organisation zu bieten, "in der sie sich regelmäßig
      weiterentwickeln können, und zwar sowohl im technischen als auch im
      traditionellen Geist"  (Auszüge aus den Statuten des CRB). 1974
      hat dieser ehemalige Schüler (1956-1957, am Berg Mont Sainte Genevieve)
      von Henri Plee (einer der ersten Schwarzgurte Frankreichs) sich
      entschlossen, die Brücken mit dem offiziellen Verband abzubrechen.
      "Mir wurde bewusst, dass der Verband eine schwerfällige Maschine
      geworden war und dass man einen hohen Preis dafür zahlen muss, um an die
      Masse zu kommen", erklärt Roland Habersetzer heute "und das
      behaupte ich noch heute". Gegen den Wettkampf, denn "er
      entwickelt die schlechte Seite im Menschen" hat er deshalb vor 26
      Jahren den CRB gegründet. Völlig eigenständig neben dem französischen
      Verband zählt diese Vereinigung heute 22 angeschlossene Clubs von Quebec
      bis zum Ural, freut sich Habersetzer zu erzählen. "Jedes Dojo ist
      unabhängig, außer was die Methode anbelangt", so erklärt er; wenn
      ein Dojo sich dem CRB anschließen will, muss es seine Bereitschaft dazu jährlich
      mit einem Antrag erneuern. Wenn dort die Ethik nicht respektiert wird,
      kann das Dojo nicht im CRB bleiben. 
       
        
     
      
   
      Der CRB zählt gut 800
      Mitglieder 
      
      Die Ethik ist das
      wettkampflose und eine Annäherung an das traditionelle und kulturelle
      Budo. Der CRB ist keine Sekte, "er ist eine traditionelle Schule"
      bestärkt sein Gründer; beim "passage des grades" (Tag der Gürtel-Prüfung)
      zum Beispiel, werden auch Fragen zur Kultur gestellt. Es wird aber kein
      enzyklopädisches Wissen verlangt, es genügen schon Namen von alten
      Stilen, oder deren Meister. Ein anderes Beispiel für den von Roland
      Habersetzer gewählten traditionellen Weg ist es, dass, um sich zum
      schwarzen Gürtel prüfen zu lassen, der Lehrer des betreffenden Schülers
      den Antrag vorher für wert befinden muss. "Ich vergleiche niemals
      die Gürtelgrade untereinander" versichert er, ich mache keine Zugeständnisse.
      Das ist es, was ich dem Sport vorwerfe, man darf nichts vermischen und die
      Dan-Träger zu denen tun, die sich in die Siegerlisten eintragen.
      Heutzutage gibt es 5-te Dan, die unfähig sind, den "Geist"
      ihren Schülern zu erklären. Autor von 63 Büchern in 30 Jahren, darunter
      "Marabout du Karate" von 1969, das in mehrere Sprachen übersetzt
      wurde, hat Roland Habersetzer all die Jahre nicht aufgehört die Gedanken
      des Wettkampfes zu bekämpfen. Der CRB ist das leuchtende Beispiel für
      diesen Kampf. 26 Jahre nach der Gründung des CRB, auch wenn der Ton etwas
      diplomatischer geworden, behält Roland Habersetzer seine Meinung bei.
      "Wir führen keinen Krieg gegen irgendjemand", versichert er,
      "wir setzen niemanden herab, wir sind einfach anders. Das Sportkarate
      hat eine andere Logik, eine gewisse Annäherung an Karate, aber es steckt
      etwas anderes dahinter, eine andere Entwicklung. Irgendwo ziehe ich meinen
      Hut vor jemandem, der Weltmeister oder Olympiasieger ist, aber das ist
      kein Wertmaßstab. Der Wettkampf ist kein Kampf fürs Leben. Der Einsatz
      ist nichts, deshalb muss man relativieren". Was Roland Habersetzer
      fesselt, ist es, die Ethik des CRB zu formen, ist die Erziehung zu Budo,
      die den Krieger formt, die einen persönlichen Einsatz nötig macht, der
      über die einfache technische Ausführung hinausgeht. In den Wettkampf
      gehen die Leute mit dem Wunsch, der Beste zu sein. Das ist toll, ästhetisch,
      was immer man will, aber es ist keine Schule des Lebens. Aber leider baut
      man die Gesellschaft auf diesen Dingen auf. Ich glaube, dass ein
      Individuum nur einen Begriff von Leben und Tod hat, wenn es eine Waffe in
      Händen hält, und das Sportkarate ist keine Waffe. Zum Beispiel wird ein
      Wettkampfmaegeri nie so stark sein. Ich mag mehr den Gedanken eines
      japanischen Sprichwortes, das besagt, dass ein Schwert ein Schatz in der
      Scheide ist. In diesem Fall ist es das Budo, dessen man sich nicht
      unbedingt bedienen muss, ich finde es hervorragend. Diese Logik, so Roland
      Habersetzer, Lehrer in seinem Dento Budo Dojo, dem Mutterdojo des CRB,
      gilt auch bei seinen Lehrgängen die vom CRB veranstaltet werden. Mit fast
      58 Jahren wird der Sensei des CRB weiter reisen um sein Wissen zu
      verbreiten, eine Gewohnheit, die er 1962 begonnen hat. Heutzutage treffen
      sich die Mitglieder des Verbandes 2 mal im Jahr im Winter und im Sommer zu
      Lehrgängen mit einer großen Bandbreite. Dadurch, dass dem Verband 22
      Clubs angeschlossen sind, nehmen an den Lehrgängen bis zu 200 Mitglieder
      teil. "Die Anzahl ist nicht wichtig", unterstreicht deshalb
      Roland Habersetzer, "ich bleibe weiterhin wählerisch bei der
      Aufnahme eines neuen Dojos, ansonsten wären wir 5000. Ich möchte nicht
      in die Falle des Massenkarate zurückfallen. Wir können mit Dojos von
      10-15 Mitgliedern leben. Es ist mir auch egal, nicht mehr als 150
      Mitglieder zu haben. Im CRB schränkt man mehr ein als dass man öffnet.
      Ich lebe nicht vom Karate. Ich bin Geschichtslehrer. Ich lebe meine
      Leidenschaft, nämlich die des Budo. 
       
        
     
      
   
      Im CRB begrenzt man mehr
      als dass man öffnet... 
      
      Eine Wahl fürs Leben, eine
      Lebenskunst mit einer kulturellen und geistigen Entwicklung gleichzeitig.
      "Die Menschen müssen sich im Budo entwickeln über das Üben und
      Forschen, wie die Luft, die sie zum Atmen benötigen", präzisiert
      Roland Habersetzer. Budo begleitet sie bis zum Tod und ist aus einer
      geistigen Entwicklung zusammengestellt. Ich fühle mich heute übrigens
      besser als vor 20 Jahren, wenn sich auch kleinere Probleme mit der
      Regeneration eingestellt haben. Mit 9 Clubs in Frankreich, 4 in Belgien
      und Deutschland, 2 in der Schweiz und Russland und einem schließlich in
      Kanada lebt der CRB ruhig weiter in seiner Ecke. Ein Grund für seinen Gründer,
      stolz zu sein? "Nein, ich bin nicht stolz", schwächt er ab,
      "aber es erfüllt mich mit großer Zufriedenheit". Die ich auch
      bemerke, wenn ich sehe, dass meine Vorahnungen zur Gewissheit geworden
      sind im gleichen Maße, wie ich in den Herbst des Lebens gehe. Das ist
      irgendwie schön. 
       
    Übersetzt von Franz
    Scheiner 
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